Kill Bill 1 von Quentin Tarantino ist eine Mischung aus Material Art und Splatter-Film, in dem eine Frau die Kerle reihenweise über die Klinge springen lässt.
Es wird hell. Ich sehe aus dem Fenster und den Schnee sanft zur Erde sinken. Genauso, wie gestern Abend, in der Schlussszene von „Kill Bill 1“, in der Kiddo und O-Ren Ishii zum letzten Kampf gegeneinander antreten. Der Kontrast könnte nicht größer sein, zwischen dem zauberhaften Garten, dem Schnee, der über alles das Tuch der Unschuld legt, dem erbitterten Kampf der Frauen, der männlichen Regeln sowie einer strengen und schönen Choreographie folgt und der Grausamkeit und Konsequenz mit der die Hauptperson Kiddo ihre Rache vollzieht. Als hochschwangere Braut wurde sie zusammen mit ihrer Hochzeitsgesellschaft von einem Killerkommando umgenietet, dem sie selbst früher angehörte. Sie hatte ein Verhältnis mit dem Chef, Bill, er war der Vater des Kindes. O-Ren gehörte zu den Mörderinnen, so wie Copperhead und alle anderen, die auf ihrer Todesliste stehen.
Grotesk, wie sie vor dem letzten Kampf gegen O-Ren deren Krieger reihenweise über die Klinge springen lässt. Allein gegen Dutzende. Da balanciert sie kämpfend auf einem Treppengeländer, trennt Gliedmaßen oder Köpfe mit einem Streich sauber vom Leib, so dass das Blut wie aus einem Quell spritz. Szenen, die die unrealistisch große Überlegenheit des Helden verdeutlichen sollen, und denen immer ein Hauch von Lächerlichkeit anhaftet, auch wenn Kiddo sich zuerst ein Schwert von einem sagenhaften Schmied, Hattori Hanzo, besorgt hat, dessen Schärfe solche glatten Schnitte rechtfertigen soll.
Okay. Das ist vielleicht der Unterschied. Es ist eine Heldin. Eine, die sich immer zu wehren weiß. Die noch als vermeintliche Tote dem Sherif aufs Auge spuckt. „Witzig, aber ziemlich unrealistisch“, denke ich mir. Die dem Mann, der sie missbrauchen will, die Zungenspitze abbeißt, so dass er verblutet. „Weniger witzig, aber auch in der Realität wirkungsvoll, insofern bedenkenswert, zumindest, wenn es um die Bekämpfung der eigenen Angst geht. Man darf sich halt nicht ekeln.“ Deutlich sieht man, wie Kiddo in ihrem Nachthemd förmlich überschwemmt wird davon und sich sofort anschließend das Gesicht säubert.
Vielleicht nehme ich das mit, als Botschaft des Filmes an alle Frauen: „Du bist nicht wehrlos. Die Opferrolle passt nicht, leg‘ sie ab!“ Vielleicht werde ich in Zukunft immer ein Messer bei mir tragen. So wie Kiddo, die ihr Schwert auch bei ihrem Flug nach Tokio mit im Passagierraum hat. Mir genügt das Schweizer-Damen-Messer. Bei einer Klingenlänge von 3,5 Zentimeter immer noch verboten im Handgepäck bei einem Flug, aber lächerlich, wenn ich damit jemandem schaden wollte.
Ich halte ohnehin nichts von Rache. Aber es wird mich erinnern, dass ich kein Opfer bin!
Zum Thema Splatter-Filme empfehle ich Wikipedia www.wikipedia.org/wiki/Splatterfilm