Ich war erleichtert: noch mehr Reaktionen als auf den versehentlichen Klodeckel als Profilfoto bei Facebook bekam ich, als „das Alte“ wieder eingestellt war. Und durchweg positive. Keiner fragte: „Was hast Du genommen“, obwohl das Outfit ja nicht gerade alltäglich ist, in dem ich mich da präsentiere und meine Kleiderwahl immer mal wieder mit „du bist doch bekloppt!“ kommentiert wird.
Ein Kleid als Dank
So war es auch damals, als ich mir das bunte Kleid und den rosa Hut zugelegt hatte. Es war bei einem Segeltörn mit Jürgen* und Klaus* (*Namen von der Redaktion geändert*) durch die südöstliche Ägäis, als mich auf der schönen Insel Symi mein untrüglicher Instinkt zum Shoppen drängte. „Die Jungs“ waren erleichtert, dass ich nicht auf die Idee kam, sie um Begleitung zu bitten, sondern alleine losgehen wollte. Sie besorgten in der Zeit brav Wasser und ein paar Lebensmittel für den nächsten Schlag. Tatsächlich fand ich etwas Passendes, etwas, in dem ich alle Lebensfreude ausstrahlte, die ich in den sonnigen Tagen und dem vielen Lichts auf dem Wasser, von den Wellen entspannt geschaukelt, wie in Poseidons Armen, empfangen hatte. Die alten Klamotten hatten in dem Augenblick vorübergehend ausgedient und landeten in der Tüte, die neuen blieben an.
Ein Foto als Kompliment
Als ich aufs Schiff zurückkam, verstauten die Jungs gerade unter Deck das Wasser in den Bilgen. Ihnen blieb der Mund offen, als ich in der Luke erschien. Jürgen fand die Sprache als erster wieder: „Stehen bleiben! Foto!“ waren Worte, die deutlich zeigten, dass es ihm die Sprache verschlagen hatte – was ich als Kompliment zu deuten wusste. Auch Klaus fing sich wieder. „Kannst Du Dich bitte erst auf See umziehen!?“ fragte er, weil er wusste, dass ich normalerweise vor dem Auslaufen sportlichere Sachen anzog. Ich nahm also vorne auf der Bugspitze Platz, hingegossen in die Sonne, die Hand leicht an der Krempe des Huts, um ein Davonfliegen zu verhindern. Die ganze Seglergemeinde im Hafen hing an dem Bild, auch wenn die Farben von Kleid und Hut in diesen Kreisen eigentlich verpönt sind.
Eine Weisheit fürs Leben
Kurz vor Erreichen des kleinen Hafens von Pali auf kleinen Vulkaninsel Nisiros zog ich mir wieder das neue Kleid an, vor dem Aussteigen setzte ich den Hut auf und balancierte anmutig in den hohen Pantoletten über das Fallrepp um zum Abendessen in unserem Lieblings-Hangout „Aphrodite“ zu schreiten. Das Hallo in der kleinen Taverne direkt am Ausleger war so unbeschreiblich, dass selbst ich etwas verlegen wurde, die Augen niederschlug und entschuldigend sagte: „Okay, ich bin etwas verrückt.“ Da wurde unser Wirt ernst: „Nein“, beschied er streng. „Du bist nicht verrückt. Du hast etwas Verrücktes gemacht. Und das muss man manchmal, wenn man nicht verrückt werden will.“
Bitte teilen
Das ist der Grund, warum mir dieses Foto als mein Markenzeichen bei Facebook so wichtig ist: Sobald ich meinen Account öffe, werde ich daran erinnert, etwas Verrücktes zu tun. Ich hoffe jetzt, nachdem Ihr die Geschichte kennt, erinnert auch ihr Euch immer wieder an diesen wertvollen und weisen Ratschlag, sobald Ihr mein Profilfoto seht! Und wenn es jemanden gibt, dem Ihr das ebenfalls ins Stammbuch schreiben wollt, dann teilt fleißig!