Die Facebook-Gruppe Crefelder Geschichte besuchte die Yunus Emre Moschee – die Moderatorin hatte den Termin vereinbart und am Donnerstag wurden wir dort herzlich empfangen.
Von Susanne Böhling
Der Gebetsraum der Yunus Emre Moschee
Im Vergleich mit katholischen Gotteshäusern ist der Raum schlicht. “Das war mal eine Auto-Lackiererei”, sagt Mehmet Demir, in der Gemeinde zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Seit 1997 ist man auf dem Gelände, hat es nach und nach für die eigenen Bedürfnisse umgebaut und hergerichtet. Zuletzt erfolgte der Bau des Minaretts und die Neugestaltung der Außenfassade.
Der rote Teppich weist gen Mekka
Um den Gläubigen zu ermöglichen, nach Mekka ausgerichtet zu beten, hat man den Teppich entsprechend “schief” verlegt. Die Schuhe zieht man natürlich aus, bevor man den Raum betritt. Der Teppich ist wunderbar weich und warm.
Der rote Grundton symbolisiert die Erde, die Rechtecke bedeuten den Platz, den jeweils ein Mann einnehmen soll. “Bis zu 300 Männer können sich hier versammeln”, sagt Mustafa Bostanci. Die Frauen haben einen eigenen Raum, nicht ganz so groß, von wo aus sie am Gebet teilnehmen können. Mindestens einmal in der Woche, zum Freitagsgebet, sollte der pflichtbewusste Muslim in die Moschee gehen. “Freitags kann man nicht alleine beten”, sagt Bostanci.
Blaue Kacheln mit Tulpen
Die blaue Farbe der Fliesen an den Wänden symbolisiert den Himmel. In der kalligraphisch gestalteten Sure wird Allah auf arabisch um Schutz geben. Arabisch ist die Sprache des Islam. Aber nicht alle beherrschen sie. “Es reicht mir, türkisch und deutsch beherrschen zu müssen”, sagt beispielsweise Bostanci. Das erinnert an die Zeit, da in den katholischen Kirchen die Messe auf Latein gelesen wurde, woran sich noch viele aus der Gruppe erinnern können.
Demir weist uns auf die Blumen hin, mit denen die Kacheln gestaltet wurden. “Tulpen,” sagt er. Sie symbolisieren Allah. Das hat folgenden Hintergrund: Im Arabischen hat jeder Buchstabe einen Zahlenwert. Der ist für Allah und Tulpe derselbe. Bei den Tulpen findet man keinen Anfang und kein Ende, denn Gott ist ebenfalls ohne Anfang und Ende.
Die Entwicklung der Gemeinde
Anschließend führt Demir uns in einen Seminarraum, in dem wir Tee serviert bekommen. Die Gemeinde wurde 1985 als Verein gegründet, und hat ihr Domizil seit 1997 an der Obergath. Sie zählt 332 Mitglieder. “Wobei meist nur einer in der Familie ist und Beitrag bezahlt”, sagt Demir, “5 bis 50 Euro im Monat.”
Anfänge in den 60er Jahren
Die Anfänge gehen in die 60er Jahre. Damals waren die türkischen Gastarbeiter des Edelstahlwerks in Heimen an der Tackheide untergebracht, wo ein Gebetsraum provisorisch eingerichtet wurde. Der wurde in den 70er Jahren, als die Familien nachkamen zu klein, für Frauen und andere Muslime, die nicht im Stahlwerk arbeiteten, war kein Platz. Man zog an den Wehrhahnweg in einen leerstehenden Coop-Laden.
Das Minarett als Symbol für die Zugehörigkeit zur Stadt
“In den 90er Jahren wurde uns klar, dass wir hier bleiben”, sagt Demir, dessen Großvater sich in den 60er Jahren nach Krefeld aufgemacht hatte. Damit wandelte sich das Selbstverständnis des GAST-Arbeiters. “Deswegen wollten wir dieses Minarett”, sagt er, “um zu zeigen, dass wir als Muslime hier dazugehören.” Es sollte gleichzeitig den Stadtteil Stahldorf aufwerten, ihm eine Sehenswürdigkeit hinzufügen. Als Material wurde Stahl verwendet, auch für die gleichzeitig neue gestaltete Außenfassade.