2005 bin ich schon einmal den Rheinmarathon mitgerudert. Er geht über 42,8 Kilomenter rheinabwärts von Köln Stammheim zum Ruderclub Germania-Düsseldorf. Ein Großereignis in der Ruderszene.
Zwei Boote des Uerdinger Ruderclubs sind gemeldet. Im Spardacus rudern Dirk Tillmann, Andreas Birmes, Dörte Gläsel, Stefan Mostard und ich. In der Emma Matthias Hauser, Frederic Krampitz, Jona Völker, Manuel Leon Neumann und Stephan Repges..
Abends wollen wir noch zurück nach Uerdingen rudern. Hoffentlich erreichen wir den Club noch vor dem Einbrechen der Dunkelheit
Nach dem Rheinmarathon rudern wir noch zurück nach Uerdingen und erreichen das Clubhaus hoffentlich noch vor Einbruch der Dunkelheit
Ich habe den alten Bericht herausgesucht.
Wenn Ruderer der Ehrgeiz packt
Der Rhein-Marathon ist für die Wassersportler in jedem Jahr eine große Herausforderung. Der Streckenrekord von 1978 hat weiter Bestand.
Von Susanne Böhling
Düsseldorf: Der Rhein-Marathon ist eine Herausforderung für Ruderer. Jedes Jahr am zweiten Samstag im Oktober stellen sich mehr als 110 Boote aus ganz Deutschland sowie Gäste von den Britischen Inseln dieser Herausforderung. In diesem Jahr zum 48. Mal. Marjorie vom Cygnet Ruderclub aus London fragt sich, warum sie wieder mitmacht. “Der Strom ist so breit, der Wind so stark, die Wellen sind so hoch, so viele und so große Schiffe!” Trotzdem ist sie das vierte Mal dabei. Weil in 27 Rennen gewertet wird und es Sonderauszeichnungen gibt, werden viele für ihre Mühen belohnt.
Besondere Vorbereitungen für den Rheinmarathon
Aber zunächst muss man die 42,8 Kilometer hinter sich bringen, und da werden die sonst betont gemütlichen Wanderruderer ungewöhnlich ehrgeizig. Die Rollsitze werden mit Sprühfett bearbeitet, damit sie auch gut laufen. Die obligaten Sachen zum Wechseln als unnötiger Ballast abgetan und in den Transporter verbannt.
Wehe, der Steuermann findet nicht die optimale Rinne: Solange das Wasser glatt ist, möglichst mitten in der Strömung, die das Boot voran zu treiben hilft. Weiter am Ufer, wo es ruhiger ist, immer dann, wenn die Schiffe hohe Wellen werfen. Die brechen sich an den Auslegern, Wasser spritzt ins Boot, beschwert es, sorgt für bremsenden Tiefgang. Deshalb haben alle elektrische Pumpen dabei, damit man im Notfall nicht anlegen und das Boot drehen muss, um es wieder flott zu kriegen. Man will nämlich möglichst “durchbrezeln.”
Besonderer Ehrgeiz wird entwickelt
Nach spätestens zehn Kilometern sind alle nass. Doch das Wetter ist diesmal gnädig, Temperaturen um die 20 Grad Celsius, man kann mit kurzen Ärmeln rudern, Sonne tanken, Spritzer als angenehme Abkühlung verkraften. Nach spätestens 15 km brennen die Handflächen. Was in ruhigen Wassern gelehrt wird: Beim Nach-vorne-rollen die Skulls locker halten und die Hände öffnen, damit sich keine Blasen bilden. Hier geht das nicht. Wellen rollen von hinten heran, heben und senken die Ruderblätter, wie sie wollen, und man muss sie gut festhalten, damit es kein Skullmikado gibt oder sich gar die Daumen schmerzhaft einklemmen.
Der Start ist beim Ruderverein RTHC Bayer Leverkusen in Köln-Stammheim, das Ziel beim Ruderclub Germania. Die Uferkulisse dazwischen bietet alles, was das Herz begehrt: Industrie-Werke, Historisches in Zons und Benrath, Niederrheinische Weite und Kormorane auf den Kribbenmasten. Und das beste: Das Licht auf dem Wasser funkelnd wie tausend Brillanten.
20 Kilometer braucht die Mannschaft, bis sie sich aufeinander eingespielt hat. Denn sie kann aus Zeitgründen nicht so oft zusammen trainieren. Nach 35 Kilometern lässt die Konzentration nach, und es wird zäh, auch wenn die Wanderruderer sonst durchaus größere Strecken auf dem Rhein bewältigen. Der Ehrgeiz relativiert sich: “Nur nicht Letzter werden.”
Im Ziel wurden wir schon erwartet
Im Ziel stehen die Vereinskollegen, die in einer anderen Klasse gestartet waren, schon mit einer Runde Altbier parat. Sie sind Dritte geworden, haben den begehrten Platz auf dem Treppchen geschafft. Dann werden bei der Siegerehrung die Siegerzeiten der vermeintlich schwächerer Klassen genannt. Sie liegen deutlich besser, der Stolz relativiert sich .
Die Rekordzeit von 2:01 Stunden aus dem Jahr 1978 wird nicht erreicht. Mit 2:05:53 gewinnt der Karlsruher -RV Wiking vor der Renngemeinschaft vom Bonner und Mainzer RV (2:05:57) und dem RHTC Bayer Leverkusen (2:05:59). “Dass die drei Erstplatzierten so eng beieinander liegen, das hatten wir noch nie”, sagt Stephan Mölle, Zeitnehmer der Germania. “1978 war wahrscheinlich der Wasserstand höher,” sagt Vorsitzende Gunnar Hegger. Der Rhein bleibt auch da eine Herausforderung.