Ich käme von alleine nie auf die Idee, den Hund als Alternative zu einem Mann zu sehen. Was Theos Bewusstsein anscheinend übersteigt, denn er entwickelt bisweilen eine gewisse Eifersucht.
Konkurrenz belebt das Geschäft
Gestern zum Beispiel, als wir uns von einem jungen Mann auf unserer Runde begleiten ließen. In vorauseilendem Gehorsam machte Theo vor jeder Straßenquerung Halt, setzte sich brav und wartete geduldig auf mein Kommando – wozu ich ihn sonst schon mal wiederholt, vehement oder unter Zuhilfenahme von Bestechung in Form von Leckerli auffordern muss. Gestern schickte er mir in dieser Haltung einen selbstbewussten Blick: „Mache ich das nicht prima?“ schien er zu sagen. Und den jungen Mann hat er durchaus etwas verächtlich, zumindest aber hochnäsig angesehen. „Ich weiß, was sie will und ich kann es auch tun”, war deutlich auf seiner Stirn zu lesen.
Wer kann der kann – und was erwarte ich von wem?
Dass es unterschiedliche Erwartungen geben könnte an einen Mann oder an einen Hund, übersteigt Theos Horizont.
Immerhin hat Theo mich mehr amüsiert als der junge Mann. Und auch heute noch: ich stelle mir gerade vor, wie sich der junge Mann vor jeder Straßenquerung hinsetzt. Und dann bekäme auch der ein Leckerli. Theo allerdings, könnte mir nie von seinen Träumen erzählen.
© Susanne Böhling
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