Friss oder stirb – schnell

© Foto Susanne Böhling

Der magersüchtige Jonas und die Krankenschwester Alina

Die freie Bühne Stückwerk aus Süddeutschland liefert ein Theaterstück zum Hunger in der Welt und für den fairen Handel

Weiter möchte ich von dem Theaterstück „Friss oder Stirb“ berichten. Das habe ich im Auftrag der Kirchenzeitung in St. Albertuskirche in Mönchengladbach gesehen. Ein Stück, das das Theater Stückwerk entwickelt hat, um Jugendliche zum Nachdenken über Hunger und Überfluss anzuregen – und das ein atemberaubendes Tempo vorlegte! Thomas Hoogen, Fachbereichsleiter für „Weltkirche“ entsprach mit dem Engagement des Theater Stückwerk dem Bedarf Fairtrade-Szene im Bistum.

Das Tempo entspricht den Bedürfnissen der Jugendlichen

„Verstehen die Schüler überhaupt, was Sie da aussagen“, fragt eine Zuschauerin in der Diskussion, die die Schauspieler Tine Hagemann und Dominik Burki im Anschluss an die Aufführungen anbieten. „Ja, das ist das Tempo der jungen Menschen heutzutage“, sagt Tine Hagemann. Sie erinnert an die Computerspiele, an die schnellen Schnitte in den Video-Clips, mit denen die Jugendlichen heutzutage auf Schritt und Tritt konfrontiert werden. Ein Tempo das sie suchen, weswegen sie sich schnell langweilen – und stören – wenn es ihnen nicht geboten wird.

© Fotos Susanne BöhlingK640_Als Multinationaler  K640_Hank

Roadmovie über den Hunger der Welt mit einem Magersüchtigen

Diese Herausforderung meistert die Inszenierung des Theater Stückwerks. In der Geschichte geht es um vier Personen: Alina, Krankenschwester in einer psychiatrischen Abteilung für Essgestörte hat einen Film gedreht und geschnitten, in dem es um kriminelle Machenschaften bei der Nahrungsmittelproduktion und die Ausbeutung von den dort beschäftigten Menschen in Schwellenländern geht. Der Privatdetektiv Hank soll ihr im Auftrag eines globalen Konzerns den Film abnehmen und die Veröffentlichung verhindern. Die notorische Diebin Sophie lernt beim Ableisten ihre Sozialstunden in der Klinik den magersüchtigen Jonas kennen, denkt, dass er bald sterben muss und überredet ihn zur Flucht ans Meer.

„Mit der Figur des Jonas ist der Hunger immer gegenwärtig auf der Bühne – obwohl das Stück hier in Europa spielt“, erklärt ihr Darsteller. Dafür klaut Sophie zufällig den Wagen von Alina, deren Handtasche und den Datenstick mit dem Film. So entwickelt sich ein spannendes Roadmovie aus unzähligen kurzen Sequenzen, bei denen die schlichte, aber raffiniert eingerichtete Bühne wunderbare Dienste leistet: Die Protagonisten können sowohl verträumt am Meer sitzen, als auch Auto fahren oder an einem Stehpult Vorträge halten.

Wenig Requisiten helfen bei der Verwandlung

Eine Wendeweste mit brauner Seite – für Sophie – und weißer – für Alina – verdeutlicht die Frauenfiguren, eine Sonnenbrille Hank, eine normale Brille Jonas, wobei die Schauspieler die Figuren durch Mimik, Gestik und Sprachduktus deutlich herausarbeiten.

Wichtige Infos werden ganz nebenbei geliefert

„Ganz nebenbei“ informieren sie über Fleischkonsum, Lebensbedingungen der Erntehelfer und stellen unsere Konsumbedingungen in Frage. „Besser, als mit erhobenem Zeigefinger zu mahnen, nicht so viel wegzuwerfen, ist beispielsweise diese Mülltonne neben der Bühne“, sagt Dominik Burki. Dahinein werfen die Schauspieler während des Stücks alle Requisiten, die sie anschließend nicht mehr benötigen, den abgelegten Schlips wie den angebissenen Apfel. „Dann kommt meist die Frage: „Warum werft ihr so viel weg.“ Das regt zum Nachdenken an nutzt mehr als der Zeigefinger.“

INFO:

Buchungen für das Theaterstück „Friss oder Stirb“ ist über die Homepage des Theater Stückwerks. www.theater-stueckwerk.de möglich.