Rote Wege sind für die Räder

Mit dem Rad in Holland das ist das ideale Fortbewegungsmittel für den Nahbereich des Nachbarlandes. Vom Paradies für Fahrradfahrer können wir uns einiges abschauen.

Der Osten. Das war so 10 Jahre nach der Wende das Ziel für einen motorradfahrenden Freund. „Ich will auch mal auf neuen glatten Straßen fahren“, begründete er. Die waren nämlich gerade mit Hilfe des Solis neu gemacht – während „unsere“ zu einem guten Teil einem Fleckenteppich glichen. Mich zieht es momentan eher in den Westen, die Niederlande, das gelobte Land aller Radfahrer. Seit ich mein Auto verkauft habe und mit Bus, Bahn und Rad unterwegs bin.

Eine Enttäuschung bevor ich mit dem Rad in Holland ankomme

Geduldet, nicht geliebt

So stieg ich auf dem Weg an die Küste Noord-Hollands beim zweiten Umsteigen in Arnhem in den IC 3024 Richtung Den Helder. Der entspricht unserem Regionalexpress und dort erlebte ich meine erste Enttäuschung. Der Zug sollte um 8:32 Uhr starten. Ich hatte mich beim letzten Wagon aufgestellt, weil dort nach meiner bisherigen Erfahrung Plätze für Fahrräder sind. Diesmal nicht, also fragte ich den Schaffner auf Englisch, ob es irgendwo einen für den Transport von Rädern bestimmten Wagen gäbe. Darauf antwortete er nicht. Stattdessen wollte er mich und mein Rad nicht mitnehmen. „Fahrräder sind erst nach 9 Uhr erlaubt. Warten Sie auf den nächsten Zug.“ Ich war perplex und berief mich darauf, dass ich bei der Buchung meiner Fahrt „Fahrradmitnahme“ als Bedingung gewählt hatte.

Keine Fahrradmitnahme im Zug vor 9 Uhr

Ein Lift am Bahnhof

Er war wenig beeindruckt und forderte mich erneut auf auszusteigen. Okay, also kleine Brötchen backen. „Ich störe hier niemanden“, sagte ich. „Das sehen Sie doch selbst.“ Er widersprach nicht. „Wenn der Zug so voll wird, dass ich mit meinem Fahrrad störe, kann ich immer noch aussteigen und auf den nächsten Zug warten.“ Er war einverstanden und ich blieb. Wobei der Platz nicht ideal war. Ich habe die ganze Zeit bis 10:16 Uhr stehen müssen, da erreichten wir Alkmaar. Zwischendurch, kurz nach Utrecht – Abfahrt 9:08 Uhr – sagte er: „Jetzt ist es nach 9 Uhr, jetzt dürfen Sie können Sie hier bleiben.“ Ich bedankte mich und sagte ihm nicht, dass ich das schon selbst bemerkt hatte.

Das Paradies fängt mit genügend Abstellmöglichkeiten am Bahnhof an

Fahrradparkplatz in Alkmaar Treinstation

Als ich in Alkmaar ausstieg, fühlte ich mich wie im Paradies. Mit einem super schnellen Aufzug konnte ich mein Rad aus dem Bahnhof herausbefördern, sehr angenehm. Und dann sah ich auch schon die Fahrradparkplätze in den riesigen Ausmaßen, mindestens so groß wie ein Fußballfeld. Sowas brauchen wir in Krefeld auch!

Hier werden Fahrräder als Verkehrsmittel ernst genommen

Eigene Ampelschaltung für die Fahradfahrer

Der Weg nach Bergen war leicht zu finden. Zwar hatte ich mein Handy als Navi funktioniert, aber die Wege waren deutlich ausgeschildert, breit, hatten einen roten Belag und mussten nicht mit Fußgängern geteilt werden. Auf dem Rad in Holland hat man seine eigene Ampelanlage, die Signale für die Radler haben ihre eigene Schaltung, ich musste nicht, wie bei uns, mindestens fünf Minuten warten bis ich einmal links abgebogen war!

Spezielle Wege für das Rad in Holland

Unterführung für Radfahrer

Eine stark befahrene Umgehungsstraße musste ich nicht queren, es gab eine Unterführung! Nur für Fahrräder – für die Fußgänger gab es einen grauen Streifen am Rand der Fahrbahn. In weiten Schwüngen führte der Weg durch die Felder und Wiesen, über eine kleine Brücke über einen Fluss. Bei der Einfahrt nach Bergen aan Zee gab es sogar künstliche Bodenwellen, wie sie bei uns auf Straßen eingebaut werden, auf denen die Autofahrer langsam fahren sollen. Es war ein großes Vergnügen hier mit dem Rad unterwegs zu sein.

Leichte Mängel im Belag

Eingebaute Bodenwellen bremsen auch Radfahrer

Wobei: Auch hier werfen Bäume den Belag auf und machen ihn arg hubbelig. Und die zu Fischgrätmustern verlegten Ziegelsteine als Fahrbahndecke hemmen die Geschwindigkeit. Im Vergleich zu den Zuständen, in denen sich die Fahrradwege in Krefeld befinden ist das ein absolutes Luxusproblem.

Neue Gefahren die E-Bikes

Abstellraum für Räder am Hotel

Beim Frühstück im Hotel erzählte mir ein anderer Gast davon, dass die Niederländer inzwischen die Fahrradfahrer als Plage betrachten: „Es gibt zu viele!“ begründete er. „Dazu kommen die E-Bikes und dann auch noch die schnellen E-Bikes, die mehr als 25 kmh fahren dürfen.“ Außerdem dürfen die Radwege von Moppeds benutzt werden, ebenfalls in zwei Kategorien: Bis 25 kmh ohne Helm, schnellere mit Helm. Kaum vorstellbar, dass das ein Problem sein könnte, so breit wie die Radwege hier ausgelegt sind. Ich denke an den Rheindeich zwischen Krefeld und Düsseldorf. Der ist zwar neu, aber viel zu schmal. „Es werden immer mehr Verkehrstote mit Fahrrädern“, sagte er. Das ist traurig, deswegen bin ich überzeugt, dass unseren Nachbarn etwas einfallen wird, wegen auf dem Rad in Holland noch sicherer zu machen.

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Segeln mit Thomas Rahn – Der blaue Marlin

Beim Segeln angeln

Unterwegs hat Markus die Idee, die Angel hinters Boot zu hängen. „Ich habe es schon so oft versucht“, sagt der junge Mann, der seit vielen Jahren mit Thomas Rahn segelt, „und nie Glück gehabt. Ich versuche es noch einmal.“ An der starken Kunststoff-Schnur hängt eine Tintenfisch-Attrappe als Köder. Niemand beachtet die Angel. Ruhig, aber mit guter Geschwindigkeit nimmt die Asterias ihren Kurs und ich ziehe mich für eine Siesta in meine Kabine unter Deck zurück. Plötzlich bemerke ich, wie beigedreht wird. Die Stimmung an Deck ist aufgeregt und ich eile hinzu. Ein Fisch hängt an der Angel und Markus hat es schon geschafft, ihn bis nahe ans Boot zu ziehen. Immer wieder taucht eine Dreiecks-Flosse aus dem Wasser, die an einen Hai erinnert, ein langer schlanker Fisch mit einem langen, schnabelförmigen Maul kämpft gegen den Haken in seinem Unterkiefer. Seine Haut schimmert in Blau, Grau und Violett, ein wunderschönes Wesen.

Der Blaue Marlin schimmert silber und violett

Der Blaue Marlin windet sich im Wasser – unten im Bild gelb der Köder © Susanne Böhling

Ein unerwarteter Fang – der blaue Marlin

Es ist nicht einfach, den Fisch an Bord zu holen, wo er von Thomas fachgerecht ins Jenseits befördert wird. Ein großer Schwall Blut läuft an der Steuerbordwand hinunter, während die türkische Küstenwache an Backbord vorbei fährt.

Ein Boot der türkischen Küstenwache

Die türkischen Küstenwache fährt backbords an uns vorbei während steuerbords das Blut des Fisches an der Bordwand entlang läuft © Susanne Böhling

Markus bedeckt den Fisch mit Küchentüchern, die er immer wieder nässt und das Tier auf diese Weise kühlt. „Ich bin schon lange auf den griechischen Inseln unterwegs“, kommentiert Thomas den Fang, „aber einen Fisch dieser Sorte und Größe habe ich noch nie gesehen.“ Mit Hilfe des Internets identifizieren wir ihn als blauen Marlin, einer Schwertfischart aus der Familie der Speerfische, die eigentlich im Atlantik und im indischen Ozean beheimatet sind.

Aus dem Fisch wird eine Delikatesse

In Kalymnos bringen wir ihn in Popis Taverne.

Sie ist eine Freundin des Skippers, eine freundliche junge Frau, mit viel Energie und einem großen Herzen. Dort zerlegt Daniel, der im wirklichen Leben Koch ist, ihn fachgerecht.

Hier werden ihn die Köchinnen Abends für uns auf den Grill legen. Auch sie haben so einen Fisch noch nicht gesehen. Markus sucht für uns ein Filet aus der oberen Hälfte und eines aus der unteren Hälfte, die tatsächlich unterschiedliche Konsistenz und unterschiedlichen Geschmack aufweisen.

Er hat geschmeckt, der blaue Marlin

Viel blieb nicht übrig vom blauen Marlin © Susanne Böhling

Veröffentlicht unter Reisen

Segeln mit Thomas Rahn: Panormitis – Halki

Die Klosteranlage Panormitis auf Symi

Am zweiten Tag geht es nach Panormitis auf Symi. Der Hafen wird dominiert von einer Klosteranlage. Tagsüber besuchen angeblich Ausflugsboote die Bucht, als wir hier ankern ist es ruhig und idyllisch. Thomas Rahn fährt uns mit dem Dingi an Land und erleben bei Bier und Retsina, wie Portugal Fußball-Europameister wird. Am anderen Tag bekomme ich Gelegenheit die Klosterkirche anzusehen. Auch wenn ich mich nicht eingelesen habe, erkenne ich an den ikonographischen Malereien, dass sie dem Erzengel Michael geweiht ist. Dem Fürsten des Lichts, der das Tor des Paradies hütet und Adam und Eva daraus vertreibt – nachdem sie vom Baum der Erkenntnis gegessen haben.

Kloster Panormitis, entdeckt beim Segeln mit Thomas Rahn

Der Turm der Klosterkirche beherrscht die Bucht von Panormitis auf Symi © Susanne Böhling

 

Bilder vom Erzengel Michael

Votivbilder des Erzengel Michael auf Symi

Thomas Rahn segelt mit uns nach Halki

Am dritten Tag geht es nach Halki, im West- Süd-West von Rhodos gelegen. Von Steg aus springen wir wieder ins Meer, Susanna mit einem Delphin-Kopfsprung, der rückwärts gemacht wird und bei ihr wunderbar anmutig aussieht. Auffällig, dass die Häuser nicht wie sonst in der Ägäis weiß getüncht sind. Sie sind farbig und auch anders gebaut. Susanna erklärt das mit eine italienischen Epoche der Insel. Sie hat hier schon einmal ein paar Tage Urlaub gemacht und entsprechendes herausgefunden.

Sonne pur beim Segeln mit Thomas Rahn

Wir segeln von Symi nach Halki © Susanne Böhling

Fisch und Suma in Valantis Restaurant

Abends essen wir in Valantis Restaurant, in dem Themelia die Fische serviert, die ihr Mann Valantis grillt. Ich nehme Red Sniper, der mir ausgezeichnet schmeckt. Später, als die übrigen Gäste sich verabschiedet haben und es ruhiger wird, setzen sie sich zu ihrem Freund Thomas Rahn in die Runde. Wir trinken Suma, eine Art Trester, hier von besonderer Qualität. Den halben Liter, den sie mir in einer Wasserflasche abgefüllt schenken, hüte ich wie meinen Augapfel.

Die Sonnenbrille fehlt

Am nächsten Morgen verlassen uns Susanna und Julia, eine weitere Mitseglerin aus Wien. Sie nehmen die Fähre nach Rhodos, wo Susanna den Flieger nach Deutschland nehmen will und Julia ihre Familie erwartet.

Ich bemerke, dass ich es zwar geschafft habe, an den Suma zu denken, aber meine Sonnenbrille vergessen habe. Doch das Restaurant ist noch nicht auf und so muss ich ohne Sonnenbrille Richtung Kalymnos segeln.

Segeln mit Thomas Rahn: Rhodos – Buzokkale

Mit Thomas Rahn zu segeln ist ein besonderes Erlebnis. Der Hamburger mit dem bayrischen Klang in der Stimme hat sich dem Meer und dem Wind verschrieben und beschert auch Landratten auf seiner Yacht Asterias unvergessliche Erlebnisse. Ich war eine Woche lang dabei zwischen den griechischen Inseln rund um Rhodos. Jeden Tag bin ich im Meer geschwommen, habe lecker gegessen, neue Plätze und herzliche Menschen kennengelernt.

Von Susanne Böhling

Lange hält es Thomas Rahn nicht auf Rhodos. Zuviel Krach, zuviel Menschen, zuviel Auspuffgase. Nur noch schnell die Vorräte auffüllen und dann legen wir auch schon ab, Kurs Nord, Richtung türkische Küste. Nach 10 Seemeilen fahren wir in die tiefe Bucht von Buzokkale, vorbei an den imposanten Resten einer alten Burg – “buzokkale” heißt „kaputte Burg“.

Thomas Rahn kennt schöne Buchten

Von hier aus starteten die Türken die Belagerung von Rhodos. Heute ist hier alles friedlich. Die drei Tavernen sind nur mit dem Boot zu erreichen, es gibt keine Straße hierhin. Die Stromversorgung erfolgt über Solar.

Buzokkale_3 Buzokkale_1

Am Steg vor dem Bozokalle Sailors House liegen nur zwei weitere Schiffe. Ein dunkel gebräunter Mann mit leuchtend blauen Augen hilft uns beim Anlegen, er verkauft Kelims und anderes Kunsthandwerk und beklagt den Rückgang der Besucherzahlen. Auch Susanna, die Thomas schon öfter in diese Bucht begleitet hat, weiß, dass hier in guten Zeiten 10 Boote über Nacht anlegten. In dem rustikal wirkenden Restaurant haben wir die weitläufige Terrasse für uns und werden wir mit leckeren Vorspeisen, Fisch und feinen Octopussies bewirtet. Ein angenehmes Lüftchen macht die Hitze erträglich. Nachts entfaltet sich ein grandioser Sternenhimmel über uns. Morgens werden wir von dem Geschrei eines Esels geweckt.