Seit Wochen ist der elektronische Pegelstandsanzeiger am Hafenkopf kaputt. Er zeigt nur seltsame Striche und keine Zahlen. Ein Termin für die Reparatur ist wegen des Hochwassers nicht absehbar.
von Susanne Böhling
Der Pegelstand in Uerdingen
Seit Wochen ist er defekt. Der Pegelstandsanzeiger am Kopf des Uerdinger Hafens. „Der Sensor ist kaputt“, nennt der stellvertretende Hafenmeister Andreas G. als Ursache. Zunächst habe es eine Weile gedauert, bis das Ersatzteil geliefert wurde, jetzt verhindert das Hochwasser den Austausch. „Ich schätze, das Wasser muss um mindestens drei Meter sinken, bevor wir an diese Arbeiten gehen können“, sagt er.
Der Hafeneinfahrt in Krefeld Uerdingen. Die Mauer, die sonst zwischen Brückenpfeiler und Hafenkopf den Strom von der Hafeneinfahrt trennt, ist vollständig überschwemmt. Foto: © Susanne Böhling
Information aus dem Internet
Behelfsweise könne man sich im Internet beim „Elektronischen Wasserstraßen-Informationsservice ELWIS“, informieren, einem Dienst der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Unter dem Menüpunkt „Wasserstände“ findet man die Pegel aller schiffbaren Binnengewässer mit Warnhinweisen, falls es zu Einschränkungen des Schiffsverkehrs kommt. Da Krefeld keinen offiziellen Pegel hat, kann man sich am Pegel Ruhrort orientieren. Der betrug am Montag, 20. Juni 2016 um 13 Uhr 736. „Davon muss man nur 20 abziehen, dann hat man unseren Pegelstand“, sagt der stellvertretende Hafenmeister. Das wären also 716. Beachtet man die Pegelstände der stromaufwärts liegenden Städte, lässt sich ungefähr einschätzen, ob es zu einem weiteren Anstieg oder einem Absinken des Wasserstandes kommt. Momentan steigen sie noch geringfügig.
Rückschlüsse vom Pegelstand auf den bevorstehenden Rudergang
Der Pegelstand am Hafenkopf ist für die Ruderer des Uerdinger Ruderclubs UeRC insofern interessant, als sich anhand der Zahl einschätzen lässt, wie man den Strom befahren kann. Bei einem Wert von mehr als 450 lassen sich die Kribben überfahren. Man kann also bergauf näher am Ufer rudern, was weniger Kraft kostet als das Umfahren der Kribbenspitzen, an denen immer besonders viel Gegenströmung herrscht. Beim momentanen Wasserstand kann man in die Hochwasserausgleichsflächen Roos und Spey einfahren, die sonst vom Strom abgeschnitten sind. Doch der hohe Wasserstand bringt auch Probleme mit sich. Das beginnt damit, dass man beim stromauf rudern entlang der Kaimauer des Hafens mit besonders großer Gegenströmung zu kämpfen hat. Liegt dann noch ein Schiff vor der Hafenmauer, das einen recht weit in die Richtung Strommitte zwingt, braucht man ein starke Mannschaft, um die 500 Meter dieses Abschnittes zu überwinden.
Gefahren bei Hoch- und Niedrigwasser
Eine Gefahr lauert bei hohem Wasserstand insofern, als die Schifffahrt dann auch die Innenkurven nutzt (und die Kurven schneidet) – die sonst wegen geringer Wassertiefe meidet und den Ruderern überlässt. Die Ruderer können den Rhein bei hohem Wasserstand also auf der rechten Seite fast ausschließlich zwischen den roten Stangen und dem Ufer und auf der linken Seite zwischen den grünen Stangen und dem rechten Ufer gefahrlos nutzen. Mit diesen Stangen werden Hindernisse markiert – in diesem Fall die Kribben oder Buhnen.
Bei Hochwasser fahren die Schiffe auch in der Innenkurve, hier nahe der rechtsrheinischen Seite. Die Buhnen sind vollständig überspült. Foto: © Susanne Böhling
Bei Niedrigwasser, wie es im Jahr 2015 über ein halbes Jahr lang herrschte, ist die Fahrrinne besonders schmal. In Ufernähe lauern an manchen Stellen knapp unter der Wasseroberfläche große Steine. Zieht dann ein vorbeifahrender Frachter auch noch das Wasser weg, sitzt das Boot schnell auf und es kommt zu Schäden. 2015 war davon insbesondere die Danzig betroffen.
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